Im fol­gen­den Inter­view gewährt uns Thors­ten Bleck­mann, Lei­ter des städ­ti­schen Außen­diens­tes beim Bür­ger- und Ord­nungs­amt in Duis­burg, span­nen­de Ein­bli­cke in den erfolg­rei­chen Ein­satz von Body-Cams zur Ver­bes­se­rung der Sicher­heit und Dees­ka­la­ti­on in der Stadt. Erfah­ren Sie mehr über die Hin­ter­grün­de, den Nut­zen und die Her­aus­for­de­run­gen die­ses inno­va­ti­ven Ansatzes. 

Seit wann sind die Body-Cams beim städ­ti­schen Außen­dienst in Duis­burg im Einsatz? 

Im April 2022 haben wir einen Test­ein­satz mit 20 Body-Cams gestar­tet. Nach erfolg­ter Eva­lua­ti­on haben wir uns im Okto­ber 2022 schließ­lich dazu ent­schlos­sen, alle Mit­ar­bei­ten­den damit aus­zu­stat­ten. 

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War­um haben Sie sich für den Ein­satz von Body-Cams entschieden? 

Als Lei­ter des städ­ti­schen Außen­diens­tes infor­mie­re ich mich regel­mä­ßig über gesetz­li­che Ände­run­gen, wel­che die Arbeit mei­ner Mit­ar­bei­ten­den betref­fen. Ein beson­de­res Augen­merk lege ich auch auf mög­li­che Neue­run­gen zur Sicher­heits­aus­stat­tung. Nach­dem die Geset­zes­än­de­rung [des Ord­nungs­be­hör­den­ge­set­zes] ver­ab­schie­det wur­de und die Mög­lich­keit für Ord­nungs­be­hör­den, Body-Cams ein­set­zen zu kön­nen, geschaf­fen wur­de, habe ich mich inten­si­ver mit die­sem The­ma aus­ein­an­der­ge­setzt und es in die Duis­bur­ger Ver­wal­tung getra­gen. Da die Aus­stat­tung mit Body-Cams auch mit erheb­li­chen Kos­ten ver­bun­den ist, habe ich mich mit ande­ren Unter­neh­men (z.B. mit der Deut­schen Bahn), die die Body-Cams schon ein­ge­setzt haben, aus­ge­tauscht. Mich hat ins­be­son­de­re inter­es­siert, wie durch den Ein­satz Situa­tio­nen dees­ka­liert wer­den kön­nen bzw. gar nicht erst eska­lie­ren. Von ande­ren Unter­neh­men habe ich durch­weg posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen zum The­ma Body-Cam bekom­men. Im Anschluss habe ich ent­spre­chen­de Ange­bo­te von meh­re­ren Anbie­tern ein­ge­holt. In einem wei­te­ren Schritt wur­den die Body Cams zunächst von uns getes­tet, bevor es in die Voll­aus­stat­tung ging. 

Wie war der Pilot? 

Wir haben fest­ge­stellt, dass die Kame­ras bei vie­len Gesprä­chen mit Bür­gern bereits dees­ka­lie­rend wir­ken, ohne dass sie über­haupt ein­ge­schal­tet sind. Manch­mal wer­den wir gefragt, ob die Kame­ra eine sol­che ist und ob die­se bereits ein­ge­schal­tet wur­de. Dann erklä­ren wir das mehr­stu­fi­ge Ver­fah­ren zur Dees­ka­la­ti­on: Erst­mal ist die Kame­ra nur prä­sent, dann gibt es die Mög­lich­keit, ledig­lich das Dis­play ein­zu­schal­ten und nur, wenn sich die Lage immer noch nicht beru­higt hat und wei­ter eska­liert, star­ten wir eine Auf­nah­me. Die Feed­backs, die ich von den Mit­ar­bei­ten­den habe, sind durch­weg posi­tiv. Es kommt natür­lich vor, das die Kame­ra jeman­den nicht beein­druckt, z. B. unter Dro­gen­ein­fluss oder geis­ti­ger Unzu­rech­nungs­fä­hig­keit. Bei streit­ba­ren Per­so­nen, die geis­tig klar sind und genau wis­sen, was sie tun, führt allein die Anwe­sen­heit der Kame­ra schon dazu, dass sie sich mäßi­gen. Auch in Situa­tio­nen, die bereits hoch­ge­kocht sind, wir­ken sie deeskalierend.

Hat­ten Sie wäh­rend des Pilo­ten tech­ni­sche Probleme?

In Ein­zel­fäl­len gibt es Kame­ras, mit denen die Daten nicht her­un­ter­ge­la­den wer­den kön­nen. Auch hat­ten wir Pro­ble­me mit den Akkus, ein­zel­ne Body-Cams hiel­ten nicht eine gan­ze Schicht durch. Mitt­ler­wei­le wur­den die Ein­stel­lun­gen der Body Cams geän­dert und die Akkus hal­ten durch. Es gibt also hin und wie­der tech­ni­sche Pro­ble­me, aber der Sup­port bei auf­tre­ten­den Pro­ble­men ist gut. 

Wie reagie­ren die Men­schen in Duis­burg auf die Body-Cams? 

Wenn sie über­haupt reagie­ren, dann posi­tiv und inter­es­siert. Nega­ti­ve Reak­tio­nen in Maß­nah­men gibt es sel­ten. Meis­tens ent­spannt sich eine Situa­ti­on, sobald die Kame­ra ein­ge­schal­tet wird.  

Duis­burg ist die ers­te gro­ße Kom­mu­ne, die die Net­Co Body-Cam ein­ge­setzt hat. Haben Sie Tipps und Hin­wei­se für ande­re Kom­mu­nen, die auch an einem Body-Cam Ein­satz inter­es­siert sind? 

Wich­tig ist, dass die Mit­ar­bei­ten­den und spä­te­ren Haupt­nut­zer von Anfang an mit in die Über­le­gun­gen ein­be­zo­gen wer­den. Zunächst gab es auch Vor­be­hal­te gegen den Ein­satz von Body-Cams (z. B. Angst vor Über­wa­chung oder Auf­zeich­nung der eige­nen Arbeit), die sich aber nach kur­zer Zeit von den Tes­ten­den in Luft auf­ge­löst hat­ten. Getes­tet wur­de in einer Arbeits­grup­pe des städ­ti­schen Außen­diens­tes und durch eini­ge Mit­ar­bei­ten­de der Ver­kehrs­über­wa­chung. Jetzt füh­len sich die Mit­ar­bei­ten­den durch den Ein­satz mit den Body-Cams siche­rer.   
Grund­sätz­lich ist es bei der Anschaf­fung von neu­er Tech­nik oder Soft­ware wich­tig, offen mit vor­han­de­nen Infor­ma­tio­nen umzu­ge­hen und alle Betei­lig­ten in den Pro­zess ein­zu­be­zie­hen. Durch den Ein­satz der Body-Cams ist in Duis­burg ein Rück­gang von psy­chi­schen und phy­si­schen Atta­cken gegen­über den Nut­zern zu ver­zeich­nen. Daher hat sich die Anschaf­fung in Duis­burg auf jeden Fall gelohnt. 

Stadt Duisburg_Body-Cam

Zur Per­son:

Thors­ten Bleck­mann ist der Lei­ter des städ­ti­schen Außen­diens­tes beim Bür­ger- und Ord­nungs­amt in Duis­burg und hat sich nach Ände­rung des Ord­nungs­be­hör­den­ge­set­zes für den Body-Cam Ein­satz beim Duis­bur­ger Ord­nungs­dienst stark gemacht.  

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